Policetalk

Da man damit rechnen muss, in Kasachstan mit einem auffälligen Gefährt im Schnitt mindestens einmal pro Tag von der Polizei kontrolliert zu werden, sollte man ein paar Brocken Russisch beherrschen. Das Gespräch beginnt normalerweise damit, dass sich der Polizeioffizier kurz vorstellt und dabei zum Gruß seine Hand an seinen lustigen Pizzahut anlegt. Vorteilhaft ist es, ihm direkt zu diesem Zeitpunkt schon die Pässe in die Hand zu drücken. Dann ist er beschäftigt. Im Pass sollte natürlich auch die von der Migrationsbehörde abgestempelte Migrationskarte zu finden sein.

Die erste Frage des Polizisten lautet meistens: „Adkuda?“ Das heißt „woher“. Schön brav antwortet man: „Germania“. Meist kommt ein erstauntes „Ah, Germania!“ zurück. Dann die Frage: „Kuda?“, das heißt „wohin“. Unsere Standardantwort auf dem Hinweg war: „Almata.“. Dann die Aufforderung „Dokument maschina“, die zur Aushändigung der Fahrzeugpapiere führt. Auch den Führerschein möchten die Staatsdiener sehr gerne sehen. Hierfür ist die Vokabel „prava“ nützlich. An dieser Stelle sollte man mit dem internationalen Führerschein aufwarten können, den man artig vor der Reise beim heimischen Straßenverkehrsamt beantragt hat. Die Frage nach der kasachischen Autoversicherung lautet: „Strachovanja kasachski?“ Diese erhält man in Kasachstan in einem der Versicherungsbüros in den Städten und kostet für drei Monate circa 30 Euro. Manchmal wird mit „Patschemu Kasachstan?“ (Warum Kasachstan?) nach dem Grund des Aufenthaltes gefragt. „Tourist“ ist hier die beste Antwort. Alle weiteren Fragen sollte man mit „Ne panemaju“ (Ich verstehe nicht) beantworten, denn im Policetalk ist es durchaus sinnvoll, nicht allzuviel zu verstehen.

Sollte man eine Verkehrswidrigkeit begangen haben, kann es passieren, dass der Uniformierte einen süffisant anlächelt und „Straf“ sagt. Wenn man wirklich interessiert ist, kann man das mit einem „Patschemu?“ entgegnen. Wenn man den Grund für die Strafe nicht einsieht, hilft die Androhung , die Deutsche Botschaft zu kontaktieren: „Telefon Pasollstwa Germania“. Bei uns hat das geholfen, einmal ohne Autoversicherung davon zu kommen. Ansonsten erfolgt die Frage nach dem Betrag: „Skolka Tenge?“ (Wieviel Tenge?). Ist der Betrag unglaublich hoch (30 Euro oder mehr) haben wir die Polizisten aufgefordert, ihre Namen und Dienstnummern aufzuschreiben. Das hat dazu geführt, dass wir ohne die Strafe bezahlen zu müssen weggeschickt wurden.

Polizeikontrollen findet man fast ausschließlich an Aus- und Einfahrtsstraßen der Städte, an großen Verkehrskreuzungen und an Territoriumsgrenzen. Manchmal lungert die Polizei auch hinter verlassenen Bahnübergängen mit Stoppschildern. Da es in Kasachstan kaum Radargeräte gibt, sind die Hauptverkehrsdelikte Fahren ohne Abblendlicht bei Tag und Missachtung von Stoppschildern, die teilweise grundlos auf gerader Strecke aufgestellt sind. Also, wenn mitten im Nichts ein Stoppschild auftaucht, schön brav anhalten, denn man kann sicher sein, dass eine Polizeikontrolle dahinter wartet.

Als Alternative zu den Diskussionen mit den Blauhemden kann man auch direkt einen 200-Tenge-Schein (ca. 1,20 Euro) in den Pass legen. Das haben wir bisher jedoch noch nicht ausprobiert, wird aber in unserem Reiseführer empfohlen. Oder man fährt einfach weiter. Erst gestern konnten wir einen LKW-Fahrer beobachten, der nach deutlicher Aufforderung anzuhalten glatt aufs Gas gegangen ist. Dabei hat der Beifahrer auch noch Faxen zum Polizisten gemacht. Cool! Trauen wir uns aber nicht.

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